Mittwoch 03. September 2008
Minister unterzeichnen Vertrag für Riesenbrücke
Feierliche Unterzeichnung des Staatsvertrags: Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee und seine dänische Kollegin Carina Christensen besiegelten den Willen zum Bau der Brücke.
Fehmarnbelt-Querung: Historischer Brückenschlag
von Deutschland nach Dänemark
Karte der Region: Bislang bringen Fähren die Autos über die Meerenge zwischen der schleswig-holsteinischen Ostsee-Insel Fehmarn und der dänischen Insel Lolland.
Fährbetrieb: Die Reederei Scandlines bedient derzeit die Vogelfluglinie. Auf der Fähre fahren auch Eisenbahnzüge mit.
Luftaufnahme des Fehmarnbelts: Eine 19 Kilometer lange Brücke soll ab 2018 Puttgarden auf Fehmarn mit Rødby auf Lolland verbinden. Umweltschützer befürchten eine Gefährdung des Ökosystems sowie eine Störung für Zugvögel und Schweinswale.
Bestehender Fährhafen im deutschen Puttgarden
Bestehender Bahnterminal und Fährhafen im dänischen Rødby
Die Brücke wird rund 19 Kilometer lang sein. Die Bauzeit soll sechs Jahre, die Kosten 5,6 Milliarden Euro betragen. Den Großteil trägt das Dänische Königreich - dafür darf das Land auch die Maut kassieren.
Autobahn und Eisenbahnlinie: Eine Schrägseilbrücke soll den Fehmarnbelt überspannen. Baustart könnte im Jahr 2018 sein.
Ein Bauwerk der Superlative
Ein Bauwerk der Superlative: In zehn Jahren sollen die ersten Autos und Bahnen über die 19 Kilometer lange Fehmarnbelt-Brücke zwischen Dänemark und Deutschland rollen. Die entscheidende
Unterschrift unter das Milliarden teure Bauprojekt ist gesetzt, Umweltschützer laufen Sturm.
Der Bau der größten Brücke Europas rückt näher: Ab 2018 soll die Fehmarnbelt-Brücke die deutsche Ferieninsel Fehmarn und die dänische Insel Lolland verbinden. Den dafür notwendigen Staatsvertrag
unterzeichneten Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee und die dänische Transportministerin Carina Christensen in Kopenhagen. Christensen nannte das Bauvorhaben "historisch für Dänemark,
Deutschland und Europa".
Die 19 Kilometer lange Brücke über die Ostsee würde die Fahrzeit von Hamburg nach Kopenhagen von heute viereinhalb Stunden um eine Stunde verkürzen. Die Baukosten werden auf rund 5,6 Milliarden
Euro geschätzt.
Wie genau die Brücke aussehen soll, ist noch nicht klar. Favorisiert wird derzeit eine Schrägseilbrücke, die aus einer Hauptbrücke, zwei Vorlandbrücken und zwei Rampen besteht. Die Hauptbrücke soll
eine sogenannte Mehrfeld-Schrägkabelbrücke sein, mit drei Hauptöffnungen von je 724 Meter und zwei Seitenöffnungen von je 518 Meter.
Auf der Internet-Seite der Femern Bælt A/S sind detaillierte Informationen zu den Plänen zu sehen.
Finanzierung über Maut gesichert
Bislang sind auf der Strecke zwischen Puttgarden und dem dänischen Rødby Fähren der Reederei Scandlines im Einsatz. Für Autos und Eisenbahnen bildet die 45-minütige Fährstrecke derzeit die kürzeste
Verbindung zwischen Skandinavien und Westeuropa. Gegenüber der Route über Jütland, Fünen und den Großen Belt ergibt sich eine Verkürzung um 160 Kilometer.
Ein Großteil der Kosten soll durch private Investoren finanziert und mit dänischen Staatsgarantien abgesichert werden. 1,5 Milliarden Euro werden von der EU erwartet. Die Investitionen sollen durch
eine Maut, also letztlich durch die Brückennutzer, wieder hereinkommen. Lediglich die Kosten für die südliche Hinterlandanbindung in Deutschland trägt der Bund unter Beteiligung von
Schleswig-Holstein. Dafür werden rund 800 Millionen Euro angesetzt.
Umweltschützer wollen klagen
Während sich der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Peter Harry Carstensen auf wachsende Einnahmen in Tourismus und Handel freut, stößt das Projekt bei Anwohnern und Naturschützern auf
unverminderte Kritik. Brückengegner rechnen mit Einbußen auf der Ferieninsel Fehmarn und dem Verlust von Arbeitsplätzen. Naturschützer sorgen sich um die Zugvogelschwärme, die den Fehmarnbelt als
kürzeste Strecke für die Ostseeüberquerung nutzen. Außerdem sehen sie ein Schutzgebiet für Schweinswale in Gefahr.
Der Naturschutzbund Nabu kritisierte das Vorhaben als ökologisch und ökonomisch waghalsig. Die Organisation werde alle juristischen Mittel ausschöpfen, um das unsinnige Projekt zu verhindern,
kündigte Bundesgeschäftsführer Leif Miller an. Das gigantische Bauwerk werde dem sensiblen Meeresgebiet den Rest geben. Miller wies darauf hin, dass Bundestag und Bundesrat dem Vertrag in etwa einem
Jahr noch zustimmen müssen, und appellierte an die Volksvertreter, das Vorhaben nicht zu bewilligen.
Das Land Mecklenburg-Vorpommern sieht in der Fehmarnbelt-Brücke eine unfaire Verteilung von Subventionen und Staatsgarantien. "Der Bau darf nicht zu Lasten anderer wichtiger Verkehrsprojekte gehen",
sagte Ministerpräsident Harald Ringstorff – wohl mit Blick auf den Ausbau der Infrastruktur in seinem eigenen Land. Politiker in Dänemark hatten sich noch bis vor einem Jahr für die mehr als 45
Kilometer lange Verbindung zwischen Rostock und Gedser auf der Insel Falster als Alternative eingesetzt. Ohne Erfolg.
Verbindung zwischen Kopenhagen und Odense: Die Hängebrücke über den Großen Belt steht bereits. Sie gilt als technisches Meisterwerk.
Seit dem Jahr 2000 in Betrieb: Die Öresundbrücke zwischen Kopenhagen und Malmö