Wegen eines defekten und von den SBB nicht reparierten Entwerters in Märstetten tödlich verunglückt

Im Bahnhof Märstetten ist ein 59-jähriger Mann beim Überqueren der Gleise tödlich verunglückt. Er soll auf dem Weg zu seiner kranken Mutter gewesen sein und wollte den Zug nicht verpassen.

Zwei Kerzen brennen im Gedenken an den 59-Jährigen, der am Samstag in Märstetten vom Zug erfasst worden ist.                         Foto: Nana do Carmo

 

Am Samstagmorgen 21. November 2009 um circa 8.40 Uhr wollte ein 59-jähriger Mann die Gleise vom südlich gelegenen Perron zum Bahnhofgebäude Märstetten hin überschreiten. Dabei wurde er von einem nicht fahrplanmässig Richtung Weinfelden verkehrenden Zug erfasst und tödlich verletzt, wie die Kantonspolizei Thurgau mitteilte. Weshalb der 59-Jährige die Gleise überqueren wollte, obwohl die Personenunterführung nicht weit weg war, dazu konnte Polizeisprecher Ernst Vogelsanger keine Angaben machen. Zur Klärung des Unfallhergangs sei der Kriminaltechnische Dienst des Polizeikommandos Thurgau beigezogen worden.

Laut Aussagen aus dem Umfeld des Opfers scheint es so, dass der Betreffende die Gleise überquert habe, weil er sonst mit einer nicht entwerteten Mehrfahrtenkarte in den Zug nach Frauenfeld hätte steigen müssen: Das Entwertungsgerät auf dem südlichen Perron sei von Vandalen vor etwa einer Woche demoliert worden. Die SBB haben es bis heute nicht ersetzt. Der Mann sei auf dem Weg zu seiner 80-jährigen Mutter ins Spital gewesen und habe offenbar unter keinen Umständen den Zug um 8.44 Uhr verpassen wollen. Der reguläre und legale Weg zurück auf den nordseitigen Perron mit funktionierendem Entwerter dauert aber hin und zurück mehr als vier Minuten.

Die Bahnstrecke Frauenfeld–Romanshorn blieb bis 10 Uhr gesperrt. Zwischen Frauenfeld und Weinfelden wurden Busse eingesetzt, was laut SBB-Mediensprecher Christian Ginsig zu 30-minütigen Verspätungen führte. Danach konnten die Züge bis 13 Uhr nur einspurig verkehren, wobei sich die Verspätungen laut Ginsig nurmehr im Bereich weniger Minuten bewegten.

Wie Ginsig betonte, verfügt der Bahnhof Märstetten über gut sichtbare Warntafeln «Überschreiten der Gleise verboten». Auch die neue Perronhöhe von 55 Zentimetern soll verhindern, dass Bahnreisende die lebensgefährliche Abkürzung über die Gleise benutzen. Karrenübergänge, wie sie früher auf Bahnhöfen üblich waren, gebe es in Märstetten nicht.

Beim Unfallzug handelte es sich laut Christian Ginsig um einen aus drei Einheiten zusammengesetzten, 300 Meter langen Doppelstöcker der Zürcher S-Bahn, der ohne Fahrgäste zu Testzwecken unterwegs war.

Die Polizei sucht Zeugen

Hinweise nimmt der Kantonspolizeiposten Märstetten

unter Telefon 071 221 46 90 entgegen.

 

        Siehe auch info24 Sonderseite "Besonderheiten":

Verbotenes überschreiten der Geleise ist lebensgefährlich!