Die ÖBB erhöhen den Takt auf der Westbahnstrecke

Ab 2013 nur vier Stunden Fahrzeit von Innsbruck nach Wien

Derzeit hagelt es Kritik von ÖBB-Kunden an den oft massiven Verspätungen vor allem im Fernverkehr. ÖBB-Personenverkehr-Chefin Gabriele Lutter verspricht aber jetzt gegenüber der TT möglichst rasch Abhilfe.

Bereits mit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2009 sollte es besser werden, weil ein Teil der Bauarbeiten beim Deutschen Eck beendet sein sollte. Die Deutschen hatten ursprünglich die Verbindung zwischen Kufstein und Salzburg für ein halbes Jahr komplett sperren wollen, was aber doch abgewendet wurde, so Lutter. Ab 6. Dezember 2009 soll auch die Umleitung eines Zugpaars über Zell am See (mit entsprechender Verspätung für die Fahrgäste) beendet sein.

Mit 13. Dezember 2009 wird die Zahl der Verbindungen zwischen Innsbruck und Wien von täglich zehn auf zwölf Zugpaare erhöht, ab 2011 auf 16. Vor allem in den Spitzenzeiten wird im Stundentakt in die Bundeshauptstadt gefahren. Derzeit fahren zwei Railjets von Tirol nach Wien, ab Juni 2010 dann drei und ab Dezember 2010 bereits vier.

Die Fahrzeit zwischen Innsbruck und Wien beträgt (so es keine Verspätungen gibt) viereinhalb Stunden, ab dem Jahr 2013 sollen es dann nur noch vier Stunden sein. Heuer werden laut Lutter österreichweit 2,3 Mrd. Euro in den Ausbau des Bahnnetzes investiert.

Trotz der Offensive mit neuem Railjet-Wagenmaterial sollen die Preise stabil bleiben, sagt Lutter. Mit Vorteilscard koste das Ticket von Innsbruck nach Wien 29,20 Euro. Wenn dann die Fahrzeit vier Stunden betrage, sehen sich die ÖBB gegenüber den Fluggesellschaften (AUA und FlyNiki) klar im Vorteil. „Bei uns kann man die gesamte Fahrzeit produktiv nutzen." Schon bisher habe man keine Kunden verloren.

Eine Offensive planen die ÖBB ab 13. Dezember 2009 mit der Deutschen Bahn auch auf der Strecke München nach Bozen bzw. Verona. Fünf Zugpaare werden als Konkurrenz zur Trenitalia verkehren.

 

 

 

Kufstein ist unzufrieden mit den ÖBB

Der neue Fahrplan sieht Kufstein immer seltener als Haltestelle wichtiger Verbindungen vor und jetzt wurde auch noch der Vertrag über den Park&Ride-Platz gekündigt. 

Mit Ende des Jahres läuft ein Fünfjahresvertrag zwischen den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) und der Stadtgemeinde Kufstein für den Park&Ride-Platz gegenüber dem Bahnhof ab.

„Wir haben zwar schon im Juni um eine Verlängerung von fünf oder zehn Jahren angesucht, kürzlich wurde uns aber mitgeteilt, dass der Platz bis zum 31. Dezember zu räumen ist“, bestätigt Bürgermeister Herbert Marschitz. Für den Stadtchef ist die Entscheidung nicht nachvollziehbar. „Was ich jetzt sage, ist zwar juristisch nicht richtig, aber was die ÖBB machen, ist im Volksmund nichts anderes, als zu versuchen, uns zu erpressen. Dabei strafen sie ihre eigenen Kunden“, sagt Marschitz.

Großprojekt abgelehnt
Für ihn hängt die Räumung ursächlich mit dem vom Bauausschuss abgelehnten Großprojekt der ÖBB neben dem Park&Ride-Platz zusammen. Ursprünglich war von Bauten für Kleinbetriebe auf einer Fläche von rund 20.000 Quadratmetern die Rede. „Das Projekt ist ja nicht von Haus aus schlecht, aber ohne vernünftige Verkehrserschließung nicht genehmigungsfähig“, merkt der Bürgermeister an. Konkret geht es um Zufahrten aus Norden und Süden. Marschitz: „Die ÖBB müssten dazu ein einziges Gleis opfern. Auf dem wächst das Gras übrigens schon einen Meter hoch.“ Er ist aber optimistisch, dass wieder die Vernunft einkehrt. Grundsätzlich sei es ja schon die Aufgabe der ÖBB, dafür zu sorgen, dass ihre Fahrgäste parken können.

Das ist aber nicht das einzige Ärgernis. Auch Kufsteins Vizebürgermeister Walter J. Mayr ortet eine Herabstufung des Kufsteiner Bahnhofs zur Nebenstelle des Bahnhofs Wörgl durch den Wegfall der Tagesrandverbindungen nach und von Wien.

5000 Bahnkunden täglich

„5000 Personen benutzen in Kufstein täglich die Züge der ÖBB. Darauf nehmen diese aber keine Rücksicht! Ab dem Winterfahrplan gibt es für die Bezirks-, Schul-, und Hochschulstadt Kufstein einschneidende Nachteile. Beispielsweise kann man dann nicht mehr um 5.44 Uhr mit dem railjet von Kufstein nach Wien fahren und dort um 10 Uhr vormittags einen Termin wahrnehmen. Es sei denn, man fährt um 5.14 Uhr nach Wörgl und steigt von dort dann um in den railjet um 5.36 Uhr nach Wien, der dann ohne Halt in Kufstein durchfährt.“ Ebenso verhalte es sich mit den Abendverbindungen. 

„Kufstein liegt 13 Kilometer von Wörgl entfernt. Es ist daher ein Halt von schnellen Fernverkehrszügen nicht zweckmäßig. Wenn auch regional verständlich, spielt bei Fernverkehrsverbindungen der überregionale Bezug eine entscheidende Rolle. Kufstein wird mit IC-Zügen angebunden, auch die Fernverkehrszüge der Linie München–Innsbruck–Italien halten natürlich wie gewohnt in Kufstein“, sagt ÖBB-Pressesprecher René Zumtobel.

 

 

 

Kufsteiner Stadtführung auf den Barrikaden

Wer am Abend mit der Bahn in die Festungsstadt fährt, sollte dort einen nicht zu langen Aufenthalt einplanen. Spätestens um 22.22 Uhr fährt der letzte Regionalzug Richtung Innsbruck ab.

 

Damit bleibt nur das Umsteigen auf den Pkw, sei es auf den eigenen oder auf ein Taxi. „Alle anderen Richtungen tirolweit werden noch um 23.30 Uhr bedient", ärgert sich Kufsteins Bürgermeister Herbert Marschitz in einem Brief an die Österreichischen Bundesbahnen und die Tiroler Landesregierung über den neuen Fahrplan, der am 13. Dezember 2009 in Kraft treten soll. Betroffen seien der Fern- wie auch der Regionalverkehr.

 

Der Stadtchef findet viele Verbindungen, die zum Nachteil Kufsteins und der Gemeinden zwischen der Festungsstadt und Wörgl geändert wurden. So sei ein Regionalexpress um 17.24 Uhr in Kufstein abgefahren und um 18.23 in Innsbruck angekommen. Der entfällt jetzt vollständig.

 

Für Marschitz stellt der neue Fahrplanentwurf „die negative Spitze der Entwicklung der letzten Jahre" dar. Immer mehr sei der Bahnhof Kufstein ins Abseits gedrängt worden. „Es stellt sich die Frage, wozu im Inntal Regelungen nach dem IGL erlassen werden, wenn seitens der ÖBB ein Fahrplan ausgearbeitet und dadurch die Bevölkerung gezwungen wird, mit dem Pkw zu fahren", zeigt Marschitz auf.

 

Er macht auf noch einen Umstand aufmerksam: Der Einzugsbereich des Bahnhofs sei wesentlich größer als seitens der Bundesbahnen beachtet wird. „So nehmen die ÖBB laufend einen Umsatzverlust in Kauf und erfüllen auch nicht mehr die Verpflichtung zur Dienstleistung des Transports der Bevölkerung." Daher müssten die gestrichenen Halts für die Fernverkehrsverbindungen wieder hergestellt, außerdem die Regionalanbindung verbessert werden.

 

Die Kufsteiner sind nicht die Einzigen, die sich über den neuen Fahrplan der Bundesbahnen entrüstet zeigen. Auch im Oberland kam es, nachdem Verbindungen gestrichen worden waren, zu Protesten. Landeshauptmann-Stv. Anton Steixner intervenierte ebenfalls in Wien. Die Kufsteiner hoffen auf den in der Landesregierung für den Verkehrsverbund verantwortlichen Steixner.

 

 

 

Die Direktverbindungen Graz-Linz bleiben erhalten

Ausschlaggebend war eine Zuzahlung der Länder

Die beiden täglichen Direktverbindungen Graz-Linz, die mit Fahrplanwechsel per 13. Dezember 2009 zur Disposition standen, wird es weiter geben. Darauf haben sich die ÖBB mit den Bundesländern Oberösterreich und Steiermark geeinigt. Ausschlaggebend war eine Zuzahlung der Länder, weil der Kostendeckungsgrad der IC-Verbindung zu gering ist.

Seitens der ÖBB und des Landes wurde am Freitag auf Anfrage ein Bericht der "Kleinen Zeitung" bestätigt. Zahlen wurden keine genannt. Die Vereinbarung muss in Graz noch Landesregierung und Landtag passieren, zumal aber die beiden Tagesrandverbindungen im neuen Fahrplan schon berücksichtigt sind, kann ihr Erhalt als fix gelten. Vor allem von steirischer Seite hatte sich Verkehrslandesrätin Kristina Edlinger-Ploder lange gewehrt, für den Fernverkehr zur Kasse gebeten zu werden. Nun hat man offenbar eine Lösungen über den Umweg eines Zuschusses für eine regionale Strecke gefunden.

 

 

Welser Wirtschaft kritisiert ÖBB

Mit etwas Verspätung springt auch die Welser Wirtschaft auf den Kritiker-Zug auf. „Schon bisher haben zehn Züge Wels links liegen gelassen. Mit dem neuen ÖBB-Fahrplan werden weitere sechs Eurocity-Züge nicht mehr in Wels halten. Wels ist damit von wichtigen internationalen Verbindungen abgeschnitten“, sagt Franz Lehner, Obmann der WKO Wels. Dies sei ein gravierender Nachteil für den Geschäftsverkehr.

 

„Was haben wir von einem schönen Bahnhof, wenn die Züge nicht stehen bleiben“, fragt Bezirksstellenleiter Manfred Spiesberger. Wels sei die siebtgrößte Stadt Österreichs und größer als St. Pölten, wo die Zuge noch halten.

 

 

Aus für Frühzug von Kärnten nach Salzburg

Die ÖBB stellen mit dem neuen Winterfahrplan ihren täglichen Frühzug von Kärnten nach Salzburg ein. Diese Fernverbindung habe jährlich ein Defizit von einer Million Euro eingefahren, heißt es bei der Eisenbahn.

Allerdings sind mit diesem Frühzug zahlreiche Pendler und Schüler ins Gasteiner Tal (Pongau) unterwegs gewesen. Für diese soll über die Tauernschleuse eine zusätzliche Verbindung geschaffen werden.

Vom Bahnhof Böckstein bringe dann ab 13. Dezember jeden Morgen ein Bus die Pendler zu ihren Arbeitsplätzen oder Schulen in Gastein, sagt Regionalmanager Erich Fercher von den ÖBB.

 

 

Neue S-Bahn von Salzburg nach Freilassing ab Dezember

Die S-Bahn zwischen dem Salzburger Hauptbahnhof und Freilassing (Bayern) bekommt in den nächsten drei Wochen zwei neue Haltestellen in Mülln und Aiglhof. Damit wird das dritte Gleis nach jahrelangen Bauarbeiten in Betrieb genommen.

Dreigleisig in eine völlig neue Zukunft - nicht nur für die Stadtbevölkerung, so lobt Erich Fercher, Reglionalmanager der ÖBB, die komplette Fertigstellung der Schnellbahn-Linie S3 bis Freilassing. Die neuen Haltestellen in Mülln und Aiglhof würden der Bevölkerung stark nutzen, sagt Fercher.

In Kombination mit allen bestehenden Verbindungen bei Bus und Bahn von Pongau, Tennengau und Flachgau her werde die neue S3 in Richtung Europark und Freilassing eine Revolution im Stadtverkehr einleiten, so Experten der ÖBB.

Kein Verkehrschaos mehr?
"Nun gehen wir einfach davon aus, dass sowohl Aiglhof als auch Mülln wirklich nicht nur in der Stadt selber ein neues Angebot eröffnen, sondern dass damit eine richtige Sogwirkung aus den Regionen entstehen wird, weil eben neben dem Landeskrankenhaus auch andere Ziele wie eben die Stadtbiliothek und große Schulen optimal erreicht werden können", hofft Fercher.

Das tägliche Verkehrschaos vor dem Hauptbahnhof beim Umstieg von der Bahn auf die Busse werde sich entscheidend verringern oder verschwinden, sagt Bahn-Manager Erich Fercher.

Verstärkte Linie von Braunau nach Salzburg
Gleichzeitig nehmen die ÖBB am 13. Dezember 2009 mit dem Winterfahrplan auch einen verstärkte Linie von Braunau über Mattighofen, Steindorf und Seekirchen in die Stadt Salzburg in Betrieb. Mit der der Südschiene bis Golling sei das ein internationales Vorzeige-Projekt, meint Fercher.

Ab 13. Dezember 2009 gibt es tagsüber jede Stunde von Braunau durch das Mattigtal einen Direktzug nach Salzburg - für die Zehntausenden, die in der Stadt arbeiten, Schulbänke drücken oder studieren.