In Österreich lösten Bettler im Zug einen Polizeieinsatz aus

13 Rumänen wurden von Zugpassagieren irrtümlich für Räuber gehalten. Am Bahnhof wartete schon die Polizei!

Zustände wie im Wilden Westen" ortete FPÖ-Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache Freitagmittag reflexartig. Hatte die Austria Presse Agentur doch eine halbe Stunde zuvor von einem Raubüberfall auf Passagiere eines Personenzugs in Tirol berichtet, mutmaßlich begangen von elf Rumänen.

Zum Glück stellte sich der Vorfall in dem Talent-Personenzug, der von Telfs in Richtung Rosenheim unterwegs war, rasch als harmlos heraus. Die Verdächtigen, eine Gruppe von tatsächlich 13 rumänischen Bettlern, hatten bei Fahrgästen für Unbehagen gesorgt. "Sie fielen ihnen durch Hin- und Hergehen und Umherschauen auf. Die Passagiere befürchteten, bestohlen zu werden", berichtete Michael Kohlgruber, Kommandant der Polizeiinspektion Wattens. Dass aus einem "befürchteten Diebstahlsversuch" ein "Überfall" werden konnte, erklärt er sich mit einer Art "Stille-Post-Effekt".

Zivilcourage

Dennoch lobte er das Verhalten der Passagiere: "Sie haben hervorragend mitgedacht und Zivilcourage gezeigt." Zugleich hätten ÖBB und Polizei eine gut koordinierte Zusammenarbeit bewiesen.

"Der Lokführer wurde um 10.53 Uhr von einer Frau informiert, dass mehrere Personen die Reisenden belästigen bzw. bedrohen würden", berichtete ÖBB-Sprecher Hannes Gfrerer. Deshalb alarmierte der Lokführer via Funk das Notfallmanagement der ÖBB. Dieses informierte die Polizei, und die ÖBB-Leitstelle stellte das Signal vor dem Bahnhof Fritzens/Wattens auf Rot - sodass der Zug erst einfuhr, als mehrere Streifen Position bezogen hatten. Bei der Kontrolle der Rumänen wurden weder Diebesgut noch Waffen gefunden, alle hatten gültige Fahrkarten. Und bedruckte eingeschweißte Kartons, auf denen die "kinderreiche Familie" um Spenden bat.

 

 

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Räuber- oder Bettler-Bande?

Aufregung in Zug bei Wattens

13 Personen, vermutlich aus Rumänien, haben am Freitagvormittag einen Personenzug in Tirol überfallen, meldete die österreichische Presseagentur APA. Doch es hat sich nur um Bettler gehandelt.

Um kurz vor 11 Uhr gerieten die Passagiere eines Zuges bei Wattens in eine kuriose Situation. "Eine Frau hat sich bedroht gefühlt", berichtet TT.com ein Augenzeuge der Situation. Bedroht von einer 13-köpfigen Gruppe, elf Erwachsene und zwei Kinder, die laut ersten Medienberichten die Passagiere "bedroht" habe und sie "ausrauben" wollten.

Die Frau habe den Schaffner informiert, so der Zeuge weiter. Der Schaffner wiederum berichtete dem Lokführer vom angeblichen Überfall, der gerade im Gange sei. Eine Räuberbande habe den Zug überfallen, so die ersten Berichte.

Der Lokführer handelte trotz der möglicherweise bedrohlichen Situation besonnen und informierte schnell die Leitstelle der ÖBB. Diese schaltete schließlich die Polizei ein.

"Die Leitstelle stoppte den Zug vor dem Bahnhof, damit die Täter nicht flüchten konnten", berichtete Johannes Gferer von den ÖBB.

Erst als sich die Polizei am Bahnhof Fritzens-Wattens positioniert hatte, durfte der Zug einfahren.

 

Übertriebene Maßnahmen

Maßnahmen, die sich im Nachhinein wohl als überflüssig bzw. übertrieben darstellen: Die vermeintliche Räuberbande, die in Wildwestmanier einen ÖBB-Zug mitten in Tirol überfallen haben soll, stellte sich bei näherer Betrachtung als Bettler-Gruppe heraus.

Mit Bittzetteln ausgerüstet, baten die 13 Personen die Passagiere um Geld.

 

Polizei griff ein

"Da waren plötzlich viele Beamte", schildert ein Augenzeuge, der von einer nahen Gaststätte die Situation beobachten konnte.

Die Polizeiaktion sei ruhig verlaufen, die Gruppe wurde von der Polizei in die Schalterhalle geführt. Dort seien die Personalien aufgenommen worden. "Auch Fotos haben die Beamten gemacht."

 

Nicht gerichtsrelevant

Im Zug kam es zu keinem gerichtsrelevanten Vorfall, informierte die Polizei die TT. Es seien keine Eigentumsdelikte zu verzeichnen gewesen. Am Ende könnte für die elfköpfige Gruppe höchstens eine Verwaltungsstrafe stehen.