Grünes Licht für neue Strassenbahnstrecke in Nürnberg

Der Nürnberger Stadtrat hat am 23. September 2009 endgültig grünes Licht für den Neubau der 950 Meter langen Strassenbahnstrecke vom Hauptbahnhof durch den Celtistunnel und die nördliche Pillenreuther Strasse bis zur Wölckernstrasse gegeben. Dort soll ab 2011 die neue Strassenbahnlinie 5 verkehren, die vom Nürnberger Tiergarten zum Südfriedhof fahren wird. Nachdem der Stadtratsbeschluss gefallen ist, bereitet nun federführend die Gleisbauabteilung der VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg die Bauarbeiten vor. Dazu gehört auch die Information der Anwohner und Bürger über das Projekt, dessen Stand, die nächsten Schritte und die geplanten Bauarbeiten.

Geplanter Baubeginn ist im Frühjahr 2010. Dann sollen zunächst Versorgungs- und Telekommunikationsleitungen umgelegt werden. Die eigentlichen Gleisbau- und Straßenbauarbeiten sowie das Setzen der Fahrleitungsmasten und Ziehen des Fahrleitungsdrahtes ist für 2011 terminiert, so dass die Strecke in Betrieb gehen kann, wenn die neuen U3-Bahnhöfe Kaulbachplatz und Friedrich-Ebert-Platz im Oktober 2011 eröffnet werden. Die Verlängerung der U-Bahn-Linie U3 (derzeit Gustav-Adolf-Strasse – Maxfeld, ab 2011 bis Friedrich-Ebert-Platz) und die dann mögliche Einstellung der Straßenbahnlinie 9 durch die Pirckheimerstraße ist ein Grund für den Neubau der Strassenbahnverbindung durch die Pillenreuther Strasse.

Durch die Neubaustrecke kann die Netzstruktur erheblich verbessert werden und insbesondere der Verkehrsknotenpunkt Hauptbahnhof entlastet werden. Würde die Strecke nicht gebaut, müssten am Hauptbahnhof drei Strassenbahnlinien (die 5, die 7 und die 9) enden und dort wenden. Dies ist betrieblich nicht möglich, zumal die Linien 5, 7 und 9 beengten Bahnsteig C direkt gegenüber dem Hauptbahnhof ankämen. Hier wären aufgrund der räumlichen Situation auch keine Verbesserungen möglich. Im dichten Takt würden sich drei Linien gegenseitig behindert. Die Sicherheit der Fahrgäste wäre nicht gewährleistet. Zudem würde es sich bei den übrig gebliebenen Rumpflinien um vergleichsweise kurze Linien handeln und Fahrgäste mit weiter entfernt liegenden Zielen müssten teilweise mehrfach umsteigen.

Aufgabe der VAG ist es derzeit die Gesamtmassnahme exakt durchzuplanen und die Bauzeiten der einzelnen Sparten und Gewerke aufeinander abzustimmen. So werden beispielsweise Kanäle, eine Gasleitung sowie Wasser- und Stromleitungen erneuert bzw. verlegt. Dies sind Arbeiten, die in den nächsten Jahren sowieso auf die Anwohner zugekommen wären und nun gebündelt und teilweise vorgezogen werden. Davon profitieren alle. Durch die Bündelung sinken die Kosten und die Bauzeiten werden insgesamt optimiert, was wiederum die Anwohner freuen dürfte.

Die neue Trasse hat viele Vorteile
Der neue Straßenbahnabschnitt durch die Pillenreuther Straße ermöglicht es den Planern, zwei neue Durchmesserlinien zu bilden. So können aus VAG-Sicht erhebliche Fahrzeitverluste durch unnötige Wendefahrten oder durch Behinderungen am Hauptbahnhof vermieden werden, die sich negativ auf alle Linien und damit die Fahrzeiten der Fahrgäste auswirken würden. Aus den Straßenbahnlinien 8 Süd (Worzeldorfer Straße – Hauptbahnhof) und 5 (Hauptbahnhof – Tiergarten) wird 2011 die neue Linie 5 (Worzeldorfer Straße –Tiergarten). Mit 11,6 Kilometern Länge ist sie dann die längste Linie im Nürnberger Straßenbahnnetz. Miteinander verknüpft werden auch die Linien 7 (Hauptbahnhof –Bayernstraße) und 8 Nord (Hauptbahnhof – Erlenstegen). Die neue Linie 8 soll von 2011 an Erlenstegen mit der Bayernstraße verbinden. Die Fahrtzeit aus den südlichen Stadtteilen zum Hauptbahnhof verkürzt sich durch die neue Strecke um bis zu fünf Minuten. Je weiter ein Fahrgast fährt, umso mehr profitiert er von der Optimierung des Netzes. Ab 2011 endet dann nur noch die Linie 9 am Hauptbahnhof. Sie hält weiter die schnelle Anbindung des Doku-Zentrums aufrecht.

Trassenführung

Die Straßenbahn erhält in der nördlichen Pillenreuther Straße keinen eigenen Gleiskörper, sondern fließt im Verkehr mit und wird durch intelligente Ampelschaltungen beschleunigt. Der Individualverkehr wird aber dennoch nicht negativ beeinflusst. Das zeigen beispielsweise auch andere Strecken, wo Straßenbahn und Individualverkehr sich eine Fahrbahn teilen bzw. wo die Straßenbahn durch Vorrangschaltung schneller vorankommen kann, wie am Doku-Zentrum. Der bauliche Eingriff in die Seitenlage der Straßenräume ist gering. Die Stellplätze bleiben weitgehend erhalten. Von den vorhandenen 80 Parkplätzen werden 25 im Bereich der neuen Haltestelle Celtisplatz entfallen. In diesem Abschnitt der Pillenreuther Straße ist der Parkdruck nicht so hoch.

Für Radfahrer kann aufgrund der räumlichen Verhältnisse über die gesamte Strecke kein durchgehender eigener Radweg realisiert werden. Dafür aber ist die Kfz-Spur überbreit angelegt und bietet so ausreichend Platz auch für Radfahrer. Alternativ stehen Routen durch Tempo-30-Zonen zur Verfügung. Die Qualität der Parallelrouten wird nach Auskunft des Verkehrsplanungsamtes Zug um Zug verbessert, zum Beispiel durch die Freigabe von Einbahnstraßen für den Radverkehr in die Gegenrichtung.

Insgesamt wird die neue Straßenbahnverbindung das umliegende Quartier deutlich aufwerten. Belegt wird dies, wenn man andere Trassen rückblickend beleuchtet. Die Planer rechnen mit rund 800 neuen Fahrgästen an Tag, von denen auch der Einzelhandel vor Ort profitieren dürfte. Positiv wirkt die Maßnahme auch für den Verkehrsknotenpunkt Schweiggerstraße/Allersberger Straße, der durch die neue Streckenführung entlastet wird. Bisher fahren die Linien 6, 7, 8 und 9 über die Schweiggerstraße, ab 2011 werden es die Linien 6 und 8 (neu) und 9 sein. Die Anbindung an den ÖPNV ist also auch weiterhin gut.

Am Hauptbahnhof selbst sind keine wesentlichen baulichen Maßnahmen erforderlich. Die geplante Umgestaltung des Bahnhofsplatzes bleibt weiterhin möglich. Lediglich die Anbindung des neuen Gleises ist erforderlich und die Ausgestaltung als Rasengleis Richtung Celtistunnel. Ingesamt wird sich die neue Trasse vor dem Bahnhof optisch gut integrieren.

Der neue Streckenabschnitt sowie die Anbindung ans bestehende Netz, der Bau der Haltestelle Celtisplatz sowie die notwendige Neugestaltung des Straßenraums kosten 9,3 Millionen Euro. In der Investitionssumme enthalten sind auch die Kosten für die Spartenumlegung. Die Investition trägt zum Großteil die VAG. Die Stadt steuert rund 1,1 Millionen Euro bei. Zuschüsse nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz gibt es nicht, da diese nur gewährt werden, wenn für die Straßenbahn ein so genannter besonderer Gleiskörper gebaut wird, der nur von der Straßenbahn und maximal noch von Einsatzfahrzeugen der Polizei, der Feuerwehr und des Rettungsdienstes genutzt werden kann. Dies ist aber in der nördlichen Pillenreuther Straße mit Blick auf den Straßenquerschnitt und dem Wunsch, möglichst viele Parkplätze zu erhalten, nicht möglich. Die Investitionen rechnen sich für die Stadt Nürnberg und die VAG dennoch. Und zwar alleine schon, wenn man die betriebswirtschaftliche Seite betrachtet. Durch die verkürzte Fahrtroute zwischen Hauptbahnhof und Aufseßplatz können zwei Züge eingespart werden. Außerdem ist damit zu rechnen, dass mehr Fahrgäste auf die neuen Durchmesserlinien umsteigen und die VAG somit mit höheren Fahrgeldeinnahmen rechnen kann.

Belegt ist auch der volkswirtschaftliche Nutzen. Bereits 1993 wurde die Strecke erstmals vom Stadtrat beschlossen. Seither ist sie wiederholt unter die Lupe genommen worden. So im Jahr 1993 von Intraplan Consult GmbH, München, für das Gutachten zur Integrierten ÖPNV-Planung Nürnberg. Dann von der Unternehmensberatung Accenture, die 2003 die Neuausrichtung der VAG durch Untersuchungen mit vorangebracht hat. Zuletzt –2005 – hat das Verkehrsplanungsamt der Stadt Nürnberg den Nahverkehrsplan Nürnberg für die Jahre 2005 bis 2010 erstellt und kam auch hier zu einer positiven Bewertung für die Trasse. Dieses Gutachten war letztlich der Startschuss für die jetzt laufende Umsetzung. Im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens wurden zuletzt noch einmal verschiedene Alternativtrassen geprüft.

Auch eine von der VAG in diesem Jahr veröffentlichte Studie hat ergeben, dass sich Investitionen in den ÖPNV in jedem Fall lohnen. So steht jedem investierten Euro ein volkswirtschaftlicher Nutzen von fünf Euro gegenüber. Von diesem profitieren die Stadt, jeder einzelne Bürger – auch die Autofahrer – und die Volkswirtschaft insgesamt.