Die Anschluss-Lotterie im SBB-Bahnhof Arth-Goldau

Auf dem Netz der SBB gibt es zwei wichtige Fernverkehrsstrecken mit Linientausch und folge dessen auch zwei wichtige Umsteigebahnhöfe,

wo am gleichen Perron der Zug gewechselt werden kann.

 

Im Ost-West Verkehr ist dies der Bahnhof Biel/Bienne, wo vom ICN aus Basel SBB auf den ICN aus Zürich HB umgestiegen werden kann. Stündlich alternierend fährt dann der entsprechende ICN nach Lausanne und der andere ICN nach Genève-Aéroport weiter. Selbstverständlich gilt die gleiche Regelung auch in der Gegenrichtung. Im Nord-Süd Verkehr heisst der Umsteigebahnhof Arth-Goldau. Hier treffen ebenfalls Züge aus Basel SBB und Zürich HB zusammen und verkehren dann alternierend weiter als Intercity (CIS oder ICN) nach Lugano - Chiasso (- Milano Centrale) oder als Interregio nach Locarno.

 

Währenddem das Umsteigen in Biel/Bienne jeweils problemlos klappt, ist es in Arth-Goldau immer wieder eine Lotterie, ob man den gewünschten Anschlusszug erreicht oder nicht! Denn sitzt man in einem Zug, der nur wenige Minuten verspätet ist, kann man nicht mehr sicher sein, ob der Andere wartet oder nicht!

Und weil dies in Arth-Goldau kein Einzelfall ist und wir solches schon einige Male erfahren mussten, möchte ich anhand des am vergangenen Freitag erlebten "Vorfalls" einmal schildern, wie es sich hier konkret abgespielt hat. Ebenso ist zu erwähnen, dass es aufgrund der Wichtigkeit des Umsteigeknotens in Arth-Goldau nicht nur einzelne Personen umsteigen, sondern sehr viele, die den Zug wechseln (müssen).

Das Beispiel vom Freitag 2. Oktober 2009

Unser Fahrplan sieht vor, dass wir mit dem IR 2275 um 14.09h ab Zürich HB bis nach Arth-Goldau fahren und dort auf den ICN 679 nach Lugano umsteigen. Planmässige Ankunftszeit in Arth-Goldau ist um 14.46h und der ICN fährt um 14.50h weiter und trifft um 16.46h in Lugano ein.

Pünktlich um 14.09h verlässt der IR 2275 den Hauptbahnhof Zürich und trifft ebenso pünklich um 14.30h in Zug ein. Dort sehen wir aber schon am Abfahrtsanzeiger auf dem Perron, dass bei der planmässigen Abfahrtszeit um 14.31h der Vermerk "6 Minuten später" steht.

Und prompt kommt auch schon die Durchsage des Zugpersonals. Vorbildlich werden wir auf deutsch, italienisch und englisch informiert, dass sich die Weiterfahrt unseres Zuges infolge Abwarten eines Gegenzuges um ca. 6 Minuten verzögert.

Nun fährt rechts nebenan der "versprochene" Gegenzug ein. Es handelt sich um den CIS 16 aus Richtung Lugano und geführt mit zwei ICN-Triebwagen-Einheiten. Unsere Fahrt kann also jetzt in Richtung Arth-Goldau weitergehen. Aber etwa auf der höhe von Walchwil erfolgt eine erneute Duchsage des Zugpersonals und die ist weniger erfreulich. Wir werden informiert, dass wegen der Verspätung unseres Zuges der ICN in Arth-Goldau den Anschluss leider nicht abwarten kann und die Reisenden in Richtung Lugano - Como gebeten werden in Bellinzona umzusteigen. Trotz vorbildlicher Information im Zug bereitet sich bei uns ein "gewisser Frust" aus, dass wir nun wesentlich später in Lugano eintreffen werden und dass aus einer gemütlichen Fahrt im Speisewagen über den Gotthard auch nichts wird.

Um 14.53h fahren wir mit dem IR 2275 in Arth-Goldau ein. Vom ICN 679 nach Lugano ist tatsächlich nichts mehr zu sehen, denn dieser ist pünktlich um 14.50h, also 3 (!) Minuten vorher weggefahren. Na ja, nun gondeln wir halt mit dem Interregio weiter über den Gotthard und verpflegen uns halt mit einem Sandwich an der Minibar.

Diese ist vorher bereits einmal an uns vorbei gezogen, aber da wir ja einen Speisewagenbesuch im ICN vor hatten, haben wir dem freundlichen Schwarzen Mann (zu seiner Enttäuschung) auch nichts abgekauft. Es dauert nun einige Zeit, aber der wird bestimmt bald wieder kommen. Denkste! Bei der Ausfahrt in Flüelen bemerken wir, dass der "Mann mit seinem Wägeli" auf dem Perron steht und den Zug verlassen hat. Freundlich winkt er uns bei der Vorbeifahrt auch noch nach. Vielleicht möchte er uns noch eine "gute Reise" wünschen, vielleicht denkt er aber auch, so jetzt gibts nichts mehr von mir, hättet ihr doch vorher zugeschlagen........

Unser Zug, der IR 2275 war in Flüelen längst schon wieder pünktlich unterwegs und ebenso pünkltlich um 16.53h in Bellinzona eingetroffen. Hier hiess es nun (am gleichen Perron) umsteigen auf die (vorallem mit Schülern) vollgestopfte S10 25077 mit Abfahrt um 16.57h nach Lugano. Eigentlich ein perfekter Anschluss, aber schlussendlich hatten wir in Lugano dann Dreiviertel-Stunden Verspätung auf unseren ursprünglichen Fahrplan. Anstatt mit dem ICN um 16.46h in Lugano einzutreffen, waren wir dann mit einer S-Bahn (mit Halt an allen Stationen ab Bellinzona!) um 17.27h in Lugano!

Und was uns dabei am meisten ärgert ist, dass seitens der SBB überhaupt kein konsequentes Konzept besteht. Manchmal wird der Anschluss in Arth-Goldau abgewartet und manchmal nicht. Wir hatten auch schon mehr Verspätung und trotzdem wartete der Anschlusszug. Heute sind wir um 14.53h in Arth-Goldau eingefahren und der ICN ist um 14.50h direkt vor der Nase weggefahren. Dies führte bei uns zu einer dreiviertelstündigen Verspätung. In der Statistik der SBB erscheint solches jedoch nicht, denn sowohl der ICN, als auch der IR haben ja dann ihren Zugendbahnhof pünktlich erreicht........

Dann heisst es mal wieder, dass verspätete Züge "isoliert" werden, damit nicht weitere Züge darunter leiden und sich deshalb eine "Kette von Verspätungen" ergibt. Ja wieso mussten wir dann mit unserem rechtzeitig verkehrenden IR 2275 in Zug auf den verspäteten CIS 16 warten und weshalb wurde die Kreuzung auf der Einspurstrecke nicht verlegt, so dass wir rechtzeitig weiterfahren konnten. Nach dem Konzept der SBB hätte ja der CIS 16 "isoliert" werden sollen. So wurde plötzlich unser Interregio zum "Verspätungszug" und der Anschluss in Arth-Goldau wurde nicht abgewartet.

Einmal so, einmal so und dann einmal so so la la........  (Monique)