Generalversammlung VÖV vom 3./4. September 2009 in Lausanne: Die Schweiz steigt um – der öffentliche Verkehr benötigt dringend und zwingend neue Mittel

Das Programm der Generalversammlung VÖV im Detail
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Die Zuwachsraten im öffentlichen Verkehr der Schweiz übertreffen Jahr für Jahr auch kühne Prognosen. Doch der öV wird je länger desto mehr das Opfer seines eigenen Erfolgs: Kapazitätsengpässe belasten das Gesamtsystem «öV» immer stärker. Deshalb fordert der Verband öffentlicher Verkehr (VöV) an seiner Generalversammlung in Lausanne zwingend und dringend zusätzliche Einnahmequellen und stellte gleichzeitig ein mögliches Finanzierungsmodell vor.

Der öffentliche Verkehr der Schweiz wächst jährlich mit Raten von deutlich über fünf Prozent und ist damit eine konkurrenzlose Erfolgsstory. Die enorme Nachfrageentwicklung in allen Bereichen sorgt aber je länger desto mehr zu Kapazitätsengpässen auf den Schienen, in Zügen, Bussen und Trams. Nicht nur im Agglomerationsverkehr, sondern auch im Fernverkehr, im regionalen und im touristischen Verkehr. «Damit der öffentliche Verkehr seine immer wichtiger werdenden Aufgaben auch wirklich erfüllen kann, braucht es auch die richtigen gesamtverkehrspolitischen Rahmenbedingungen und vor allem die dringend notwendigen Mittel für den Ausbau der Infrastruktur», forderte VöV-Direktor Peter Vollmer.

Weil schon seit längerem klar ist, dass die im FinöV zur Verfügung stehenden Mittel in den nächsten Jahren bei weitem nicht ausreichen, benötigt der öffentliche Verkehr dringend zusätzliche Mittel. Der VöV hat in einem «think tank» mit internen und externen Experten 15 mögliche Modelle entwickelt und diskutiert. Ein Modell stellte Peter Vollmer den Mitgliedern vor: «Mobility Pricing, bei dem sowohl der Individual- wie auch der öffentliche Verkehr eine Kilometerabgabe zu leisten hätten, könnte sich als zukunftstaugliche Finanzierung des Gesamtverkehrssystems heraus-kristallisieren“, sagte Vollmer.

Neben den fehlenden Mittel ortete VöV-Präsident Richard Kummrow in seiner Ansprache noch ein ganz anderes Problem: Die vielfältigen Verfahren, denen sich Transportunternehmen ausgesetzt sehen, werden immer komplexer, ihre Behandlung immer schwerfälliger und langatmiger. «Unsere Devise Branchenlösung statt Behördenlösung ist je länger desto mehr in Gefahr», sagte Kummrow. Dabei erwähnte er neben der geplanten Bundesanstalt „Trassenvergabestelle“ unter anderem ebenfalls die immer unübersichtlichere Finanzierung des öffentlichen Verkehrs.

Für das Hauptreferat war Bundesrat Moritz Leuenberger vorgesehen. Der Vorsteher des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) musste sich wegen einer internationalen Konferenz leider entschuldigen.

In seiner Grussbotschaft liess er mitteilen, dass er im nächsten Jahr aber gerne anwesend sein werde!

Den Part von Moritz Leuenberger hat Alain Flausch aus Bruxelles übernommen und legte den Aspekt «Umsteigen» aus weltweiter Sicht dar. Flausch ist der im Juni 2009 gewählte Präsident des Branchenverbandes «Union internationale des transports publics» (UITP) und sein erklärtes Ziel ist es, den weltweiten Marktanteil des öffentlichen Verkehrs in den nächsten 15 Jahren zu verdoppeln.

Im anschliessenden Podiumsgespräch unter der Leitung von Reto Brennwald, SF DRS Arena,  lautete  das  Thema: "Die Schweiz steigt um - schaffen wir es"?

Angeregt diskutierten SVP Nationalrat und CEO der Stadler Rail AG Peter Spuhler, der Staatsrat und Vorsteher des Departements Infrastruktur im Kanton Waadt Francois Marthaler, der ehemalige Professor der ETH Zürich Heinrich Brändli sowie der Direktor der Transports publics de la région lausannoise SA Michel Joye. Spontanen Applaus von den Rängen hat Peter Spuhler für seine Aussage erhalten, als er auf Situation der in den Stosszeiten überfüllten Züge beispielsweise auf der Intercity-Linie Zürich Bern angesprochen wurde: Spuhler hat es wie folgt auf den Punkt gebracht: "Als Passagier ist dies für mich natürlich ärgerlich, aus der Sicht als Fahrzeugbauer freut es mich!"

Die Generalversammlung VÖV im nächsten Jahr findet in St. Gallen statt. Die Schweizerische Südostbahn AG (SOB)  freut sich diese am 2./3. September 2010 organisieren zu dürfen. Gleichzeitig feiert die SOB 2010 ein Jubiläum: Die Strecke Romanshorn - St. Gallen - Wattwil - Uznach wird nämlich 100-jährig!

 

 

 

Die Referate im Detail:

 

 

Referat Richard Kummrow, Präsident VöV
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Referat Peter Vollmer, Direktor VöV
VoeV_Peter_Vollmer_d.pdf
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Referat Alain Flausch, Präsident UITP
UITP_Alain_Flausch_d.pdf
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