DB + SNCF sind SBB Cargo-Wunschpartner in der Krise

Die Deutsche Bahn DB und die französische SNCF sind die Wunschkandidaten der SBB für eine Partnerschaft bei SBB Cargo. Durch die Krise sind die Gütersparten beider Konzerne aus der Bahn geworfen worden. Ob sie einsteigen, ist offen.

Bereits heute quer durch die Schweiz unterwegs: Eine SNCF-Lok mit einem Ferngüterzug von Buchs (SG) nach Basel.                     Foto: Marcel Manhart

 

Die Wirtschaftskrise erschwert die Partnersuche von SBB Cargo. Um die Gütertochter der SBB rentabel zu machen, werden 49 Prozent von SBB Cargo der Deutsche Bahn (DB) und der französische SNCF zum Verkauf angeboten.

Nun zeichnet sich ab, dass eine Beteiligung der Deutschen Bahn an SBB Cargo wieder weiter entfernt ist als auch schon. Denn die Gütersparte der Deutschen Bahn, DB Schenker Rail, ist momentan stark mit sich selbst beschäftigt. 35000 Güterwagen sind mangels Aufträgen seit Monaten ausrangiert. Das alleine verschlingt beim Güterbahnunternehmen täglich grosse Summen an Geld.

Laut einem Bericht der «Financial Times» Deutschland ist die grösste Güterbahn Europas sogar in die roten Zahlen abgerutscht, dies nach Jahren mit fetten Gewinnen im dreistelligen Millionenbereich. Die Deutsche Bahn reagiert nun im Güterverkehr auf der Schiene mit enormen Sparmassnahmen auf die Wirtschaftskrise. Noch in diesem Jahr will die DB im Güterbereich umgerechnet über 1,2 Milliarden Franken einsparen. Gut 7000 Angestellte sind bereits in Kurzarbeit.

Neuer Chef für Güterbereich
Damit ist fraglich, ob die Deutsche Bahn in solch schwierigen Zeiten noch genügend Geld frei machen kann, um die 49-Prozent-Beteiligung von SBB Cargo zu erwerben. Von offizieller Seite heisst es: «Momentan prüfen wir immer noch, ob wir auf das Angebot der SBB eingehen wollen.» Das sagt Kerstin Eckstein, Sprecherin von DB Schenker Rail. In diesen Prozess sei auch die Berner Bahnfirma BLS einbezogen, da die DB dort bereits eine 45-Prozent-Beteiligung an BLS Cargo hält. Auch auf Seiten der SBB ist man nach wie vor zuversichtlich: «Wir stehen in konstruktiven Gesprächen mit der Deutschen Bahn», sagt SBB-Sprecher Reto Kormann.

Ob die Verhandlungen weiterhin konstruktiv sein werden, wird sich zeigen. Letzte Woche hat DB-Chef Rüdiger Grube den Verantwortlichen für die Gütersparte ausgewechselt, mit der Hoffnung, dass die geforderten Sparmassnahmen möglichst schnell umgesetzt werden. Neu wird Alexander Hedderich die Führung von DB Schenker Rail übernehmen. Die Beförderung von Hedderich ist allerdings umstritten, weil dieser in die Affäre mit der E-Mail-Überwachung von Bahnmitarbeitern verwickelt ist.

Auf Hedderich wartet viel und schwierige Arbeit. Unter der Führung des ehemaligen DB-Chefs Hartmut Mehdorn kaufte sich DB Schenker Rail bei zahlreichen europäischen Frachtunternehmen für teures Geld ein. Diese müssten nun vorerst einmal in den Konzern integriert werden, bevor neue dazugekauft würden, heisst es in Bahnkreisen.

Bei SNCF ist es nicht besser
Auch bei der französischen Staatsbahn SNCF sieht es momentan düster aus. Der hochdefizitäre Güterbahnbereich, Fret SNCF , erwirtschaftete im ersten Halbjahr 25 Prozent weniger Umsatz als in der Vorjahresperiode. Laut einem Bericht der deutschen «VerkehrsRundschau» will der Verwaltungsrat der SNCF im September über ein Rettungskonzept entscheiden, das die Trendwende schaffen soll. Offen ist allerdings noch, wie stark davon die Expansionspläne der französischen Güterbahn betroffen sind. Für eine Stellungnahme war gestern bei der SNCF niemand erreichbar.