ÖBB fahren in Italien mit Deutscher Bahn

Liberalisierung bringt Aus für alte Trenitalia-Züge durch Tirol

Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) stellen ihren Italienverkehr neu auf. Statt mit den italienischen Staatsbahnen wollen die ÖBB die Strecken von München über Innsbruck nach Bologna und Mailand künftig im Rahmen eines Joint Ventures mit der Deutschen Bahn und einem italienischen Partner bedienen. Möglich macht das die bevorstehende Liberalisierung des europäischen Schienenverkehrs ab 2010.

Die derzeit auf der Strecke verkehrenden fünf täglichen Zugpaare wollen ÖBB und Deutsche Bahn ab Dezember gemeinsam übernehmen - mit Taurus-Loks der ÖBB und gemeinsamen modernen Garnituren. Wie viele Fahrten über den Brenner in weiterer Folge angeboten werden, sei offen und abhängig vom Bedarf, erklärte ÖBB-Sprecher Thomas Berger.

Ab 2011 soll der neue Railjet zum Einsatz kommen, der im italienischen Bahnnetz ohne Hürden fahren kann. Damit haben Tiroler und Südtiroler Bahnkunden Aussicht auf das lange angekündigte Ende des Lok-Wechsels und der Wartezeiten am Brenner. Mittelfristig sollen auch der Regionalverkehr und Fernverkehr in Südtirol aufeinander abgestimmt werden.

ÖBB in „Eigenverantwortung"
„Wir gehen mit dem Projekt in die wirtschaftliche Eigenverantwortung", erklärte Berger. Die Staatsbahn Ferrovie dello Stato (Trenitalia) habe sich in den vergangenen Jahren immer stärker aus dem Auslandsgeschäft zurückgezogen und sich auf Italien konzentriert. Die Fahrpläne über den Brenner wurden ausgedünnt, der Verkehr nach Italien - einst einer der wichtigsten Auslandsmärkte der ÖBB - schrumpfte sukzessive.

Genehmigung fehlt noch
Um das Projekt mit der Deutschen Bahn durchsetzen zu können, haben die ÖBB die zweitgrößte Bahngesellschaft Italiens an Bord geholt. Die Ferrovie Nord Milano soll helfen, die nötige Zulassung und die Trassenvergabe zu bewerkstelligen. Da die dafür zuständige Stelle eine 100-Prozent-Tochter der Staatsbahn ist, dürfte das kein allzu leichtes Unterfangen sein. Berger: „Wir sind zuversichtlich, da wir genau dafür den Partner geholt haben und ein Diskriminierungsverbot gilt."