Ein Portrait vom SBB-Zugverkehrsleiter Simeon Bohli

Simeon Bohli hat dann vor allem viel zu tun, wenn auf den Schienen

die Züge nicht mehr nach Plan rollen. Der 26-jährige Thurgauer ist SBB-Zugverkehrsleiter im Zürcher Hauptbahnhof.

Simeon Bohli an seinem Arbeitsplatz                                                      Foto: ZVG

 

Signale wechseln ihre Farbe, die Weichen sind gestellt. Jeder Zug hat seine Schiene, nebeneinander fahren sie in den Zürcher Hauptbahnhof ein. Rechts steht ein grauer Klotz in Form eines Tetris-Steinchens. «Zürich», eine Uhr und die Werbung einer Versicherung prangen darauf. In diesem Gebäude wird der Bahnverkehr koordiniert. Einer der Zugverkehrsleiter, sozusagen ein «Skyguide» der Schiene, ist der Thurgauer Simeon Bohli.

Der 26-jährige Simeon Bohli wohnt in Steckborn. Die Ausbildung zum Bahnbetriebs- disponenten, welche Verkauf Fahrdienst und Güterverkehr beinhaltete, absolvierte er in Neuhausen, Frauenfeld und Schaffhausen. Obwohl er ursprünglich Lokführer werden wollte, ist der Vater eines achtmonatigen Sohns bei seinem Job am Hauptbahnhof geblieben.

Da der HB sehr gross ist, wird der Zugverkehr vor Ort in Zürich geregelt. Kleinere Bahnhöfe wie Frauenfeld haben keine eigenen Zugverkehrsleiter mehr. Dieser Bahnhof wird durch Winterthur bedient. Das Ziel ist, dass ab 2015 nur noch vier Zentren den Verkehr der gesamten Schweiz regeln. Den Zugverkehr überwachen, mit Lokführern kommunizieren und bei Störungen einen kühlen Kopf bewahren, in der Nacht oder am Tag: das gehört zu Bohlis Job. «Arbeitszeiten, Arbeitsplatz und Fahrplanlage sind jeden Tag verschieden, das machts spannend», sagt Simeon Bohli. In den unregelmässigen Arbeitszeiten sieht er viele Vorteile: wenig Pendler und viel Zeit für die Familie. Dass der Kontakt zu den regelmässig arbeitenden Freunden leidet, ist das einzig Negative.

Aber er hat auch schon schwierige Situationen erlebt. Zum Beispiel, als er um 4 Uhr früh eine verunfallte Person suchen musste. Dies war sein bisher schlimmstes Erlebnis. Wenn er aber während einer Störung gut disponiert und die Züge mit möglichst wenig Verspätung fahren, gerät solches in den Hintergrund.

Im Moment suchen die SBB intensiv nach neuen Zugverkehrsleitern. «Der Job ist halt weniger bekannt als derjenige des Flugverkehrsleiters. Wenn jemand nach meiner Arbeit fragt, muss ich jedes Mal erklären, was ich mache», sagt der Steckborner. Doch Zugverkehrsleiter sei sein Traumjob. «Ich war schon als Kind und auch noch als Teenager ein grosser Eisenbahn-Fan. Diese Euphorie hat sich zwar etwas gelegt, als ich mein Hobby zum Beruf gemacht habe.» Doch das handwerkliche Geschick übt er noch immer an der Modelleisenbahn – ein Hobby, welches der verheiratete Bohli später mit seinen Kindern weiterführen will.