Wien: Zug um Zug ins neue Bahn-Zeitalter

Der Frachtenbahnhof ist eingeebnet, der Südbahnhof wird abgerissen.

2012 fahren am Hauptbahnhof die ersten Züge.

Die grösste Baustelle Österreichs umfasst eine Fläche von 109 Hektar. Das entspricht den Ausmassen des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Der Bau des Hauptbahnhofes und des Stadtentwicklungs-Gebietes ist seit Jahresbeginn in der operativen Phase. Am Mittwoch präsentierten die ÖBB den bereits eingeebneten Frachtenbahnhof in Favoriten sowie das im Bau befindliche Provisorium des Ostbahnhofs.

Ab 13. Dezember 2009 wird der Zugverkehr auf der Ostbahn über diese Zwischenlösung abgewickelt. Und der modernisierte Bahnhof Wien Meidling muss den Südbahnhof ersetzten. Denn dieser wird Anfang 2010 abgerissen.

Um ab 13. Dezember den ÖBB-Kunden den Umstieg auf Öffentlichen Verkehrsmittel zu erleichtern, werden die Stationen der Strassenbahn-Linien O, D und 18 vom Wiedner- auf den Landstraßer Gürtel verlegt. Die Busse 13A plus 69A bleiben direkt vor dem Ostbahnhof-Provisorium stehen. Der Betrieb der S-Bahn ist durch den Bau des Hauptbahnhofes nicht beeinträchtigt. Allerdings müssen für die Station Südbahnhof noch Stiegen und Lifte in den Schweizer Garten errichtet werden.


Diese Massnahmen bleiben bis Dezember 2012 aufrecht. Dann startet die Teil-Inbetriebnahme des Hauptbahnhofes. 2015 sind Infrastruktur, das Gebäude plus Shopping-Zentrum fertig. ÖBB-General Peter Klugar: "Kopfbahnhöfe waren Sackgassen. In Zukunft fahren Züge von Paris über Wien nach Bratislava, oder von Athen über Wien bis Dresden. Und es geht vom Bahnhof direkt zum Flughafen.

Stadt am Bahnhof

Zu diesem Zeitpunkt wird am neuen Stadtviertel (59 Hektar) noch gebaut. 5000 Wohnungen für 13.000 Menschen, ein acht Hektar großer Park, Schulen und Kindergärten sowie Büros auf 550.000 Quadratmetern plus einer Gewerbezone sind geplant.

Das Datum der Fertigstellung des Stadtgebietes kann allerdings nur geschätzt werden. Denn die ÖBB befinden sich nach wie vor auf Investorensuche. Die Wirtschaftskrise hat die Vermarktung der riesigen Fläche (Wohnbau, Betriebsansiedlung) merkbar erschwert.


Heftige Diskussionen gibt es mittlerweile um die Verkehrs-Situation in und um die Bahnhofs-City. Vor allem gilt es, die Mobilitätsfrage in der Stadt am Bahnhof - auch ohne Pkw - zu lösen.

5000 Wohnungen ohne U-Bahn

Rund um das Projekt Bahnhof-City werden die Debatten um die Öffi-Anbindung immer intensiver. Mehrfach wurde von der Rathaus-Opposition eine U-2-Anbindung in das Stadtgebiet gefordert. Tatsächlich aber kommt 2019 eine U-2-Verlängerung nur in die Nähe der Gudrunstrasse. Für das Wohngebiet selbst macht sich Bürgermeister Michael Häupl für einen Cableliner (Schwebebahn) stark: "So lange ich etwas zu sagen habe, kommt das Projekt." Die Finanzierung aber ist offen.

Kürzere Wege wird es ab 2012 vom Bahnhofsgebäude zur U 1 geben. Denn das Bauwerk rückt näher zur Station Südtiroler Platz. Von Bahnsteig zu Bahnsteig sind es dann 350 Meter. Genau so lange wie beim Westbahnhof zur U 3.